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Kapitel 4: Lücken in der Sexualtheorie und Psychologie

Normalerweise erzeugt Spannung Unlust und Entspannung Lust. In der Sexualität verhält es sich jedoch anders. Auch die sexuelle Spannung beinhaltet ein gewisses Maß an Lust, da bereits die fantasierte Lust der Befriedigung eine sexuelle Erregung mit sich bringt und außerdem die Aussicht auf die Endlust die unlustvolle Spannung überdeckt. Ich interpretierte den sexuellen Trieb als motorische Seite der Lust, deren Empfinden auch von der "aktiven Einstellung auf den entsprechenden Reiz" abhängt. So wird es erklärbar, dass verschiedenen Menschen unterschiedliche Lustempfindungen bei gleichen Reizen, wie zum Beispiel dem Streicheln sexueller Zonen, aufweisen. In der Wahrnehmung der Reize spiegelt sich die orgastische Potenz bzw. Impotenz. Der Sexualtrieb kann einfach als die motorische Erinnerung an bereits erlebte Lust interpretiert werden. 

Folgende Vorstellungen liegen der sexualökonomischen Theorie zugrunde: Im Vorlustmechanismus fällt die Befriedigung kleiner als die Spannung aus, welche sich dadurch weiter steigert. Im Endlustmechanismus wird dagegen genauso viel Spannung abgeführt, wie aufgebaut wurde. Bleibt es bei der Sexualstauung des Vorlustmechanismus, kommt es zu seelischen und vegetativen Gleichgewichtsstörungen. Bei orgastischer Potenz ist der Energieausgleich gesichert. All diese theoretischen Überlegungen wurden kontinuierlich durch meine klinischen Erfahrungen entwickelt und gelenkt. An meinen Patienten beobachtete ich, dass die Onanie immer durch Fantasien mit nichtgenitalem Ziel begleitet wurde. Auf diese Weise konnte ich mich ihren unbewussten Konflikten nähern und neue Beziehungen im Seelenleben erkennen. Das Ziel meiner Arbeit blieb immer gleich, nämlich früheste kindliche Erlebnisse aufzudecken, die Methode veränderte sich jedoch. Ich wollte mich nicht mehr, wie in der Analyse üblich, lediglich auf die schlechte und unbefriedigende Erinnerungstätigkeit der Kranken verlassen. 

Nachdem in den Analysen oft nicht nur der Erfolg ausblieb, sondern viele Patienten sogar mit Verschlechterungen auf die Sinndeutungen reagierten, stellte Freud das Problem des Verhältnisses von Theorie und Praxis in den Raum. Inwieweit kann die Theorie der Therapie förderlich sein und umgekehrt eine bessere therapeutische Technik wiederum die Theorie befruchten? Die 1940 formulierte charakteranalytische Vegetotherapie stellt die Antwort auf die theoretisch-technische Fragestellung der Psychoanalyse von 1922 dar. Der Widerstand in der Therapie entpuppte sich später als organische Lustunfähigkeit und physiologische Lustangst. 

In der Folge interessierte ich mich vor allem für die Schizophrenie, die zu dieser Zeit hauptsächlich mit Brom und Suggestion behandelt, aber nicht geheilt wurde. Der Begriff der Heilung war in der Psychoanalyse nicht definiert. In dieser Zeit der wissenschaftlichen Sexualablehnung versuchte man, die unbequeme Theorie des Unbewussten abzuwehren. In meinen experimentellen Arbeiten konnte ich kürzlich die Existenz des Freudschen Unbewussten in Gestalt der vegetativen Organempfindung nachweisen. 

Damals befand sich die Psychoanalyse in einem Widerspruch. Da die ursprünglich von Freud formulierte physiologische Basis des Unbewussten nicht gefunden werden konnte, begann ein Prozess der "Psychologisierung des Körperlichen". Beinahe jede körperliche Erkrankung war demnach auf unerfüllte Wünsche oder Befürchtungen zurückzuführen. Man starb an der Tuberkulose, weil man sie unbewusst wünschte? Ich gab mich mit diesen unnaturwissenschaftlichen Deutungen nicht zufrieden. 

Die Eindrücke aus meinen klinischen Erfahrungen brachten mich Schritt für Schritt zu meinen späteren Arbeiten. Ein Mädchen, das an einer kompletten Lähmung der Arme litt, schilderte ein starkes Schockerlebnis, als ihr Bräutigam sie umarmen wollte. Seit damals konnte sie ihre Arme nicht mehr bewegen. Ein psychisches Erlebnis war demnach in der Lage, einen so starken körperlichen Erregungszustand herbeizuführen, dass ein Organ dauerhaft verändert wurde. Die prägenden Eindrücke der postenzephalitischen Lähmung nach einer Grippeepidemie im Winter 1918, aber auch die Beobachtungen geisteskranker, schizophrener Patienten ließen in mir Überlegungen zu einer einheitlich-funktionellen Auffassung der Leib-Seele Beziehung reifen. In der Schizophrenie lag eine Zersplitterung dieser einheitlichen Funktion des Lebensapparates vor. 

Obwohl die Wissenschaft theoretisch objektiv und wertungsfrei sein sollte, machten die Wertungen auch vor der Psychoanalyse nicht halt. Die Assoziationsarbeit konnte demnach nur beim intelligenten Menschen mit "korrekt entwickeltem Charakter" angewandt werden. Diese Auffassung stand im Widerspruch zur Notwendigkeit öffentlicher Behandlungsanstalten, für die sich Freud aussprach. Als nach einigen Anfangsschwierigkeiten das psychoanalytische Ambulatorium für Mittellose gegründet wurde, bot sich mir dort eine wichtige Wissensquelle zum Studium der Neurosen. 

Die Neurose präsentierte sich als eine Massenerkrankung, wobei die Störungen der genitalen Geschlechtsfunktion an erster Stelle lagen. Dabei war die Intensität der asozialen Handlungen von der Störung der Genitalfunktion abhängig. Im Gegensatz zur üblichen psychoanalytischen Auffassung unterschied ich die prägenitalen von den genitalen Eltern-Kind Beziehungen. Bei den ersten waren die Regressionen und psychischen Schädigungen weitaus ausgeprägter. Die Lösung der genitalen Fixierung fiel leichter und war normal, die prägenitale dagegen schien viel schwerer zu bewältigen und wurde von mir als pathologisch eingeordnet. Nach etwa zwei Jahren Ambulanzbetrieb zeichnete sich immer deutlicher ab, dass der Sinn der individuellen Psychotherapie sehr begrenzt war. Ich sprach zum ersten Mal über die Notwendigkeit der charakteranalytischen Arbeit mit dem Patienten. 

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Kapitel 4: Lücken in der Sexualtheorie und Psychologie

Normalerweise erzeugt Spannung Unlust und Entspannung Lust. In der Sexualität verhält es sich jedoch anders. Auch die sexuelle Spannung beinhaltet ein gewisses Maß an Lust, da bereits die fantasierte Lust der Befriedigung eine sexuelle Erregung mit sich bringt und außerdem die Aussicht auf die Endlust die unlustvolle Spannung überdeckt. Ich interpretierte den sexuellen Trieb als motorische Seite der Lust, deren Empfinden auch von der "aktiven Einstellung auf den entsprechenden Reiz" abhängt. So wird es erklärbar, dass verschiedenen Menschen unterschiedliche Lustempfindungen bei gleichen Reizen, wie zum Beispiel dem Streicheln sexueller Zonen, aufweisen. In der Wahrnehmung der Reize spiegelt sich die orgastische Potenz bzw. Impotenz. Der Sexualtrieb kann einfach als die motorische Erinnerung an bereits erlebte Lust interpretiert werden. 

Folgende Vorstellungen liegen der sexualökonomischen Theorie zugrunde: Im Vorlustmechanismus fällt die Befriedigung kleiner als die Spannung aus, welche sich dadurch weiter steigert. Im Endlustmechanismus wird dagegen genauso viel Spannung abgeführt, wie aufgebaut wurde. Bleibt es bei der Sexualstauung des Vorlustmechanismus, kommt es zu seelischen und vegetativen Gleichgewichtsstörungen. Bei orgastischer Potenz ist der Energieausgleich gesichert. All diese theoretischen Überlegungen wurden kontinuierlich durch meine klinischen Erfahrungen entwickelt und gelenkt. An meinen Patienten beobachtete ich, dass die Onanie immer durch Fantasien mit nichtgenitalem Ziel begleitet wurde. Auf diese Weise konnte ich mich ihren unbewussten Konflikten nähern und neue Beziehungen im Seelenleben erkennen. Das Ziel meiner Arbeit blieb immer gleich, nämlich früheste kindliche Erlebnisse aufzudecken, die Methode veränderte sich jedoch. Ich wollte mich nicht mehr, wie in der Analyse üblich, lediglich auf die schlechte und unbefriedigende Erinnerungstätigkeit der Kranken verlassen. 

Nachdem in den Analysen oft nicht nur der Erfolg ausblieb, sondern viele Patienten sogar mit Verschlechterungen auf die Sinndeutungen reagierten, stellte Freud das Problem des Verhältnisses von Theorie und Praxis in den Raum. Inwieweit kann die Theorie der Therapie förderlich sein und umgekehrt eine bessere therapeutische Technik wiederum die Theorie befruchten? Die 1940 formulierte charakteranalytische Vegetotherapie stellt die Antwort auf die theoretisch-technische Fragestellung der Psychoanalyse von 1922 dar. Der Widerstand in der Therapie entpuppte sich später als organische Lustunfähigkeit und physiologische Lustangst. 

In der Folge interessierte ich mich vor allem für die Schizophrenie, die zu dieser Zeit hauptsächlich mit Brom und Suggestion behandelt, aber nicht geheilt wurde. Der Begriff der Heilung war in der Psychoanalyse nicht definiert. In dieser Zeit der wissenschaftlichen Sexualablehnung versuchte man, die unbequeme Theorie des Unbewussten abzuwehren. In meinen experimentellen Arbeiten konnte ich kürzlich die Existenz des Freudschen Unbewussten in Gestalt der vegetativen Organempfindung nachweisen. 

Damals befand sich die Psychoanalyse in einem Widerspruch. Da die ursprünglich von Freud formulierte physiologische Basis des Unbewussten nicht gefunden werden konnte, begann ein Prozess der "Psychologisierung des Körperlichen". Beinahe jede körperliche Erkrankung war demnach auf unerfüllte Wünsche oder Befürchtungen zurückzuführen. Man starb an der Tuberkulose, weil man sie unbewusst wünschte? Ich gab mich mit diesen unnaturwissenschaftlichen Deutungen nicht zufrieden. 

Die Eindrücke aus meinen klinischen Erfahrungen brachten mich Schritt für Schritt zu meinen späteren Arbeiten. Ein Mädchen, das an einer kompletten Lähmung der Arme litt, schilderte ein starkes Schockerlebnis, als ihr Bräutigam sie umarmen wollte. Seit damals konnte sie ihre Arme nicht mehr bewegen. Ein psychisches Erlebnis war demnach in der Lage, einen so starken körperlichen Erregungszustand herbeizuführen, dass ein Organ dauerhaft verändert wurde. Die prägenden Eindrücke der postenzephalitischen Lähmung nach einer Grippeepidemie im Winter 1918, aber auch die Beobachtungen geisteskranker, schizophrener Patienten ließen in mir Überlegungen zu einer einheitlich-funktionellen Auffassung der Leib-Seele Beziehung reifen. In der Schizophrenie lag eine Zersplitterung dieser einheitlichen Funktion des Lebensapparates vor. 

Obwohl die Wissenschaft theoretisch objektiv und wertungsfrei sein sollte, machten die Wertungen auch vor der Psychoanalyse nicht halt. Die Assoziationsarbeit konnte demnach nur beim intelligenten Menschen mit "korrekt entwickeltem Charakter" angewandt werden. Diese Auffassung stand im Widerspruch zur Notwendigkeit öffentlicher Behandlungsanstalten, für die sich Freud aussprach. Als nach einigen Anfangsschwierigkeiten das psychoanalytische Ambulatorium für Mittellose gegründet wurde, bot sich mir dort eine wichtige Wissensquelle zum Studium der Neurosen. 

Die Neurose präsentierte sich als eine Massenerkrankung, wobei die Störungen der genitalen Geschlechtsfunktion an erster Stelle lagen. Dabei war die Intensität der asozialen Handlungen von der Störung der Genitalfunktion abhängig. Im Gegensatz zur üblichen psychoanalytischen Auffassung unterschied ich die prägenitalen von den genitalen Eltern-Kind Beziehungen. Bei den ersten waren die Regressionen und psychischen Schädigungen weitaus ausgeprägter. Die Lösung der genitalen Fixierung fiel leichter und war normal, die prägenitale dagegen schien viel schwerer zu bewältigen und wurde von mir als pathologisch eingeordnet. Nach etwa zwei Jahren Ambulanzbetrieb zeichnete sich immer deutlicher ab, dass der Sinn der individuellen Psychotherapie sehr begrenzt war. Ich sprach zum ersten Mal über die Notwendigkeit der charakteranalytischen Arbeit mit dem Patienten. 

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