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Kapitel 3: Peer Gynt

Die Psychoanalyse bedeutete für das gewohnte menschliche Denken einen Schlag ins Gesicht. Die vermeintliche Kontrolle über die eigenen Handlungen stellte sich als Irrglaube heraus. Unter der bewussten Oberfläche befindet sich ein Meer an unbewussten Vorgängen, die sich unserem Wissen vollständig entziehen. Im Grunde sind wir unseren Trieben völlig ausgeliefert. Ich las mehrmals Ibsens Peer Gynt und verfasste eine Abhandlung über den "Libidokonflikt und den Wahn des Peer Gynt". Peer Gynt fühlte das Unbewusste:

"Hin und zurück, ´s ist der gleiche Weg -
Hinaus und Hinein, ´s ist der gleiche Steg!
Da ist er! Rings, wo ich mich weise!
Wähn´ ich mich draußen, steh´ ich mitten im Kreise.
Nenn´ Dich! Lass sehn Dich! Was bist Du, Verkapptes?"

In Ibsens Peer Gynt wird das Unglück eines "undurchschnittlichen" Menschen geschildert. Peer Gynt fühlt den Lebenspuls, ist voller Fantasie, Kraft und Körperfreude. Der reale Alltag ist zu eng für ihn. Die Peer Gynts stellen eine Gefahr für die Seelenruhe der Gesellschaft dar. Sie zerbrechen am Konflikt zwischen den eigenen gefühlten Idealen und dem realen Alltag. Sie werden gebremst, zurechtgewiesen und geraten leicht auf dunkle Abwege. 

Wenn Peer Gynt harmlos war, lachte man ihn aus. Wenn er kräftig war, versuchte man, Peer Gynt zu vernichten. Ich fühlte mich außenstehend wie Peer Gynt. Die Ernsthaftigkeit, mit der Freud die Geisteskranken zu verstehen versuchte, berührte mich tief. In der Schizophrenie verschwimmen die Grenzen zwischen Unbewusstem und Bewusstem. Das unbewusste Chaos gewinnt die Oberhand. Freud betrachtete die Geisteskranken als Erster ohne Überheblichkeit und sah in ihrem Wahn den verzweifelten Versuch, das verloren gegangene Ich wiederherzustellen. 

Die Lehre Freuds stellte mich jedoch nicht ganz zufrieden. Sie verharrte in der Rückführung der schizophrenen Erkrankung auf autoerotische Regression. Das schien mir unvollständig. Das Neugeborene erlebt das Ich und die Welt als eine Einheit. Das Lustvolle wird dem erweiterten Ich zugeordnet, das Unlustvolle dem Nicht-Ich. Erst langsam löst sich das eigentliche Ich aus dem "Chaos" der inneren und äußeren Empfindungen heraus. Erlebt das Kind in dieser Phase einen schweren Schock, können sich die Grenzen zwischen Innen- und Außenwelt nicht klar bilden. 

Das Kind bleibt unsicher und unklar in seinem Empfinden. Die einmal real erlebten Mahnungen aus der Außenwelt werden in der Folge als innere Erlebnisse empfunden, was zu melancholischen Selbstvorwürfen führt. Umgekehrt können auch innere Körperempfindungen fälschlicherweise der Außenwelt zugeschrieben werden. Vegetative Störungen werden als "Angriffe" von geheimen Feinden interpretiert. Erst später fand ich heraus, dass die Körperempfindungen der Geisteskranken echt waren und dass der Anfang des schizophrenen Wirklichkeitsverlustes im Durchbruch der eigenen Organempfindungen lag. In der Geisteskrankheit wird die Grenze zwischen Ich und Welt nicht als solche erlebt. 

Der Psychiater Tausk bewies in seiner Arbeit "Über den Beeinflussungsapparat bei der Schizophrenie", dass die Beeinflussungsapparate Projektionen des eigenen Körpers, vor allem der Geschlechtsorgane, waren. In der Schizophrenie ist die heutige Entfremdung des Menschen von seiner eigentlichen Natur sozusagen verschärft. Der Schizophrene empfindet sich selbst als Verfolger. 

Auch die psychoanalytische Gesellschaft war eine Gemeinde von Menschen, die gegen eine Welt von Feinden ankämpfen musste. Ich wurde in die Vereinigung aufgenommen. Freud erwies sich als Meister im Lösen theoretischer Knoten, technisch blieb die Analyse unbefriedigend. In der Praxis wurden vom Analytiker Geduld und ein ständiges Analysieren gefordert. Der Theorie der Widerstandsanalyse fehlte die praktische Übung. Vom Patienten bekam man beim Begriff Widerstand nur ratlose Blicke. Niemand konnte die Regel, alles zu sagen, was ihm einfiel, befolgen und den Patienten darauf aufmerksam zu machen, dass er sich gegen sein Unbewusstes wehre, half niemandem wirklich weiter. Schließlich begriff ich, dass man vor der Heilungsarbeit den Heilungsprozess zuerst verstehen.

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Kapitel 3: Peer Gynt

Die Psychoanalyse bedeutete für das gewohnte menschliche Denken einen Schlag ins Gesicht. Die vermeintliche Kontrolle über die eigenen Handlungen stellte sich als Irrglaube heraus. Unter der bewussten Oberfläche befindet sich ein Meer an unbewussten Vorgängen, die sich unserem Wissen vollständig entziehen. Im Grunde sind wir unseren Trieben völlig ausgeliefert. Ich las mehrmals Ibsens Peer Gynt und verfasste eine Abhandlung über den "Libidokonflikt und den Wahn des Peer Gynt". Peer Gynt fühlte das Unbewusste:

"Hin und zurück, ´s ist der gleiche Weg -
Hinaus und Hinein, ´s ist der gleiche Steg!
Da ist er! Rings, wo ich mich weise!
Wähn´ ich mich draußen, steh´ ich mitten im Kreise.
Nenn´ Dich! Lass sehn Dich! Was bist Du, Verkapptes?"

In Ibsens Peer Gynt wird das Unglück eines "undurchschnittlichen" Menschen geschildert. Peer Gynt fühlt den Lebenspuls, ist voller Fantasie, Kraft und Körperfreude. Der reale Alltag ist zu eng für ihn. Die Peer Gynts stellen eine Gefahr für die Seelenruhe der Gesellschaft dar. Sie zerbrechen am Konflikt zwischen den eigenen gefühlten Idealen und dem realen Alltag. Sie werden gebremst, zurechtgewiesen und geraten leicht auf dunkle Abwege. 

Wenn Peer Gynt harmlos war, lachte man ihn aus. Wenn er kräftig war, versuchte man, Peer Gynt zu vernichten. Ich fühlte mich außenstehend wie Peer Gynt. Die Ernsthaftigkeit, mit der Freud die Geisteskranken zu verstehen versuchte, berührte mich tief. In der Schizophrenie verschwimmen die Grenzen zwischen Unbewusstem und Bewusstem. Das unbewusste Chaos gewinnt die Oberhand. Freud betrachtete die Geisteskranken als Erster ohne Überheblichkeit und sah in ihrem Wahn den verzweifelten Versuch, das verloren gegangene Ich wiederherzustellen. 

Die Lehre Freuds stellte mich jedoch nicht ganz zufrieden. Sie verharrte in der Rückführung der schizophrenen Erkrankung auf autoerotische Regression. Das schien mir unvollständig. Das Neugeborene erlebt das Ich und die Welt als eine Einheit. Das Lustvolle wird dem erweiterten Ich zugeordnet, das Unlustvolle dem Nicht-Ich. Erst langsam löst sich das eigentliche Ich aus dem "Chaos" der inneren und äußeren Empfindungen heraus. Erlebt das Kind in dieser Phase einen schweren Schock, können sich die Grenzen zwischen Innen- und Außenwelt nicht klar bilden. 

Das Kind bleibt unsicher und unklar in seinem Empfinden. Die einmal real erlebten Mahnungen aus der Außenwelt werden in der Folge als innere Erlebnisse empfunden, was zu melancholischen Selbstvorwürfen führt. Umgekehrt können auch innere Körperempfindungen fälschlicherweise der Außenwelt zugeschrieben werden. Vegetative Störungen werden als "Angriffe" von geheimen Feinden interpretiert. Erst später fand ich heraus, dass die Körperempfindungen der Geisteskranken echt waren und dass der Anfang des schizophrenen Wirklichkeitsverlustes im Durchbruch der eigenen Organempfindungen lag. In der Geisteskrankheit wird die Grenze zwischen Ich und Welt nicht als solche erlebt. 

Der Psychiater Tausk bewies in seiner Arbeit "Über den Beeinflussungsapparat bei der Schizophrenie", dass die Beeinflussungsapparate Projektionen des eigenen Körpers, vor allem der Geschlechtsorgane, waren. In der Schizophrenie ist die heutige Entfremdung des Menschen von seiner eigentlichen Natur sozusagen verschärft. Der Schizophrene empfindet sich selbst als Verfolger. 

Auch die psychoanalytische Gesellschaft war eine Gemeinde von Menschen, die gegen eine Welt von Feinden ankämpfen musste. Ich wurde in die Vereinigung aufgenommen. Freud erwies sich als Meister im Lösen theoretischer Knoten, technisch blieb die Analyse unbefriedigend. In der Praxis wurden vom Analytiker Geduld und ein ständiges Analysieren gefordert. Der Theorie der Widerstandsanalyse fehlte die praktische Übung. Vom Patienten bekam man beim Begriff Widerstand nur ratlose Blicke. Niemand konnte die Regel, alles zu sagen, was ihm einfiel, befolgen und den Patienten darauf aufmerksam zu machen, dass er sich gegen sein Unbewusstes wehre, half niemandem wirklich weiter. Schließlich begriff ich, dass man vor der Heilungsarbeit den Heilungsprozess zuerst verstehen.

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